Diskussion zu Willy von Unruh
Hallo Ecki und willkommen im Forum. Ich mach hier mal einen Diskussionsthread auf, damit Dein Hauptthread nicht zerfleddert wird. Mich würde interessieren, ob sich die Namensliste, die bei dem Bild der Hochzeitsgesellschaft offensichlich beigefügt war, irgendwie zur Deckung gebracht werden kann mit den Daten der Volkszählung hier ? Und natürlich, ob es da einen Hinweis auf einen "Hans" gegeben hat ?
Servus Rudi,
da liegst Du völlig richtig, es sind insgesamt 8 Unruhs drauf.
Und leider, ich habe damals (2015) schon verglichen, habe es eben nochmal gemacht:
Nein, es passt kein einziger Name zur Volkszählung aus Wismar.
Willys Schwester war die Braut, geb. Hulda Unruh, seine Mutter hieß Pauline, der Vater war schon verstorben.
Es hätte mich sehr gefreut, wenn sein Bruder Hans dabei gewesen wäre
Ich bin inzwischen überzeugt, daß es zwei Willy Unruhs gegeben haben muss, fast gleichzeitig geboren.
Wilhelm der 1. am 29.04.1890 in Wismar, siehe Volkszählung Wismar (Anhang).
Wilhelm der 2. am 12.05.1890 in Stralsund, siehe die Opferliste aus Hameln oder die "Scheinadelsliste", oder bald im Unruh Thread.
In Berlin sind die sich 1917 anscheinend sogar in die Quere gekommen:
Berliner Tageblatt 28.02.1917
Der Zivilingenieur Willy Unruh bittet uns mitzuteilen, daß er mit dem Kaufmann Wilhelm Unruh,
der an den Betrügereien mit Zigarettenbanderolen beteiligt ist, nicht identisch ist.
Vielleicht ist der Eine auch mal für den Anderen "eingesprungen" ? Schlitzohrig scheinen ja beide gewesen zu sein.
...Aber das mit dem Bruder Hans kriege ich einfach nicht gebacken.
In Deinem Coler Thread zitierst Du zum Thema Hans Unruh eine Akte "Franz Tausend", darin steht:
"Hans Unruh wurde am 12.04.1890 in Stralsund geboren." Nun gugge man nach oben zu den Willies und sage: Hmm.
Schönen Gruß,
Ecki
da liegst Du völlig richtig, es sind insgesamt 8 Unruhs drauf.
Und leider, ich habe damals (2015) schon verglichen, habe es eben nochmal gemacht:
Nein, es passt kein einziger Name zur Volkszählung aus Wismar.
Willys Schwester war die Braut, geb. Hulda Unruh, seine Mutter hieß Pauline, der Vater war schon verstorben.
Es hätte mich sehr gefreut, wenn sein Bruder Hans dabei gewesen wäre

Ich bin inzwischen überzeugt, daß es zwei Willy Unruhs gegeben haben muss, fast gleichzeitig geboren.
Wilhelm der 1. am 29.04.1890 in Wismar, siehe Volkszählung Wismar (Anhang).
Wilhelm der 2. am 12.05.1890 in Stralsund, siehe die Opferliste aus Hameln oder die "Scheinadelsliste", oder bald im Unruh Thread.
In Berlin sind die sich 1917 anscheinend sogar in die Quere gekommen:
Berliner Tageblatt 28.02.1917
Der Zivilingenieur Willy Unruh bittet uns mitzuteilen, daß er mit dem Kaufmann Wilhelm Unruh,
der an den Betrügereien mit Zigarettenbanderolen beteiligt ist, nicht identisch ist.
Vielleicht ist der Eine auch mal für den Anderen "eingesprungen" ? Schlitzohrig scheinen ja beide gewesen zu sein.
...Aber das mit dem Bruder Hans kriege ich einfach nicht gebacken.
In Deinem Coler Thread zitierst Du zum Thema Hans Unruh eine Akte "Franz Tausend", darin steht:
"Hans Unruh wurde am 12.04.1890 in Stralsund geboren." Nun gugge man nach oben zu den Willies und sage: Hmm.
Schönen Gruß,
Ecki
@Ecki: Zunächst möchte ich sagen, dass ich in Deinem Unruh-Thread sehr gerne mitlese.
Einen kleinen Kritikpunkt habe ich allerdings:
Eine "Kerze" ist eine eng mit der Einheit Candela verwandte historische Einheit für Lichtstärke, und nicht mit Watt gleichzusetzen. Wikipedia nennt einen groben Anhaltspunkt:
Nachtrag 26.07.2018: Der oben zitierte, in Wikipedia angegebene Wert von 18 W / 100 HK (0,18 W / HK) ist für (handelsübliche) Glühlampen eindeutig falsch. Näheres siehe Folgebeiträge.
Ich würde mich allerdings ohne eine unabhängige Bestätigung weder auf diese Angabe, noch darauf, dass sie für deutlich höhere Werte linear skalierbar ist, verlassen. Erfahrungsgemäss kann die saubere Umrechnung von historischen Einheiten manchmal erstaunlich aufwändig sein.
Das ist natürlich nur ein nebensächlicher Punkt in Deinem Thread, aber vielleicht solltest Du kurz darauf eingehen.

Eine "Kerze" ist eine eng mit der Einheit Candela verwandte historische Einheit für Lichtstärke, und nicht mit Watt gleichzusetzen. Wikipedia nennt einen groben Anhaltspunkt:
Nachtrag 26.07.2018: Der oben zitierte, in Wikipedia angegebene Wert von 18 W / 100 HK (0,18 W / HK) ist für (handelsübliche) Glühlampen eindeutig falsch. Näheres siehe Folgebeiträge.
Ich würde mich allerdings ohne eine unabhängige Bestätigung weder auf diese Angabe, noch darauf, dass sie für deutlich höhere Werte linear skalierbar ist, verlassen. Erfahrungsgemäss kann die saubere Umrechnung von historischen Einheiten manchmal erstaunlich aufwändig sein.
Das ist natürlich nur ein nebensächlicher Punkt in Deinem Thread, aber vielleicht solltest Du kurz darauf eingehen.
Servus Uatu,
danke für Deinen Hinweis, damit habe ich jetzt eine Stirnrunzel weniger.
Dann sagen wir einfach mal: 5 Lampen zu etwa 150 Watt, weil dicke Glühbirnen einen höheren Wikungsgrad haben (?)
Gefällt mir schon besser, auf jeden Fall war's eine wesentlich humanere Leistung.
Da hat mich doch damals meine Oma falsch aufgeklärt, und ich habe es bis heute nie angezweifelt, im Ernst.
Und habe extra gesucht, ob es damals schon 1000 Watt-Lampen gab
Schönen Gruß,
Ecki
danke für Deinen Hinweis, damit habe ich jetzt eine Stirnrunzel weniger.
Dann sagen wir einfach mal: 5 Lampen zu etwa 150 Watt, weil dicke Glühbirnen einen höheren Wikungsgrad haben (?)
Gefällt mir schon besser, auf jeden Fall war's eine wesentlich humanere Leistung.
Da hat mich doch damals meine Oma falsch aufgeklärt, und ich habe es bis heute nie angezweifelt, im Ernst.
Und habe extra gesucht, ob es damals schon 1000 Watt-Lampen gab

Schönen Gruß,
Ecki
Ich glaube da kommt einiges durcheinander. Die haben damals tatsächlich Kerzen als Referenz für die Leuchtstärke und auch für die Leistung von Glühbirnen benutzt. Die Hefnerkerze war wohl die gängigste Referenz. Eine in der Leuchtkraft äuivalent Glühbirne hatte etwa 3,5 Watt.
Andere Referenzen zu Lichstärken von Kerzen liegen auch in der Gegend:
Umrechnung :
1 HK
= 0,814 Berliner Lichteinheiten
= 0,833 DVGW-Kerzen
= 0,886 IK Internationale Kerze
= 0,903 NK Neue Kerze
= 0,903 cd Candela
Eine hundertkerzige Leuchte müsste demnach zwischen 285W und 350W gezogen haben.
Andere Referenzen zu Lichstärken von Kerzen liegen auch in der Gegend:
Umrechnung :
1 HK
= 0,814 Berliner Lichteinheiten
= 0,833 DVGW-Kerzen
= 0,886 IK Internationale Kerze
= 0,903 NK Neue Kerze
= 0,903 cd Candela
Eine hundertkerzige Leuchte müsste demnach zwischen 285W und 350W gezogen haben.
Das ist meine persönliche Meinung dazu. Basierend auf einer nach bestem Wissen und Gewissen recherchierten Faktenlage.
Es gab allerdings anscheinend auch damals schon unterschiedliche Glühbirnen. Die 3,5W/HK gelten für Kohlefadenlampen :
Osmiumlampen kamen auf 1,5W/HK
Osmiumlampen kamen auf 1,5W/HK
Das ist meine persönliche Meinung dazu. Basierend auf einer nach bestem Wissen und Gewissen recherchierten Faktenlage.
Wolframfadenlampe gab es damals anscheinend auch schon. Die kommen auf 1W/HK.
Eine hundertkerzige Leuchte kame da auf 80W bis 100W.
Eine hundertkerzige Leuchte kame da auf 80W bis 100W.
Das ist meine persönliche Meinung dazu. Basierend auf einer nach bestem Wissen und Gewissen recherchierten Faktenlage.
Seufz ... ich hatte geahnt, dass das eine grössere Aktion wird.
Genau deshalb hatte ich oben zu der Angabe in Wikipedia geschrieben:
Der Stand 1914 ist umfassend in dem ebenfalls bei archive.org verfügbaren Buch "Die Fabrikation und Eigenschaften der Metalldrahtlampen" von Noe Lazar Müller beschrieben. Dort ist auf S. 164 die folgende Tabelle zum seinerzeitigen Stand der Technik enthalten:
Ungefähr zu dieser Zeit (1914) kam der Begriff der "Halbwattlampe" auf, der die fortgeschrittensten Glühlampen mit 0,5 W / HK bezeichnete. Eine ausführliche Erläuterung findet sich in dem Artikel "Die Osram-Halbwattlampe" von H. Remané. Dort wird auch ganz konkret eine im Handel befindliche 1000-HK-Glühlampe mit 500 W Leistungsverbrauch genannt.
Sehr viel besser scheint die Lichtausbeute bei Glühlampen (ausser für Spezialanwendungen) danach trotz verschiedener Weiterentwicklungen wie der Doppelwendel nicht mehr geworden zu sein. Bis heute sind für klassische Glühlampen Werte von 0,5..1 W / HK üblich, wobei der Wert bei niedrigen Leistungen eher zur oberen, und bei hohen Leistungen eher zur unteren Grenze tendiert.
Der von mir oben zitierte, in Wikipedia angegebene Wert von 18 W / 100 HK (0,18 W / HK) ist für (handelsübliche) Glühlampen eindeutig falsch. Evtl. ist der Wert auf folgende Weise zustande gekommen: Im englischsprachigen Wikipedia-Eintrag der Einheit Candela ist für eine 25-W-Kompaktleuchtstofflampe eine (realistische) Lichtstärke von 135 cd angegeben. Rechnet man den Wert auf 100 cd um, ergibt sich dafür ca. 18,5 W Leistungsverbrauch. Das passt zwar nicht mehr ganz, wenn man den Wert vorher von cd in HK umrechnet, aber vielleicht hat der/die Betreffende sich diese Mühe nicht gemacht. Diese ca. 18 W sind aber eben der Wert für Kompaktleuchtstofflampen, und nicht für Glühlampen.
Zur Umrechnung zwischen Hefnerkerzen und Candela sei angemerkt, dass der Umrechnungsfaktor von der Farbtemperatur abhängt. Der üblicherweise angegebene Wert von 1 HK = 0,903 cd gilt nur bei einer ganz bestimmten Farbtemperatur um 2000 K (für den genauen Wert habe ich widersprüchliche Angaben gesehen, und mir fehlt die Zeit, das zu klären).
Zusammengefasst dürfte im betrachteten Szenario 1924 der Leistungsverbrauch einer 1000-HK-Glühlampe im Bereich von 500..1000 W gelegen haben.

Eine sehr ausführliche Erläuterung des Stands von 1906 findet sich in dem bei archive.org verfügbaren Buch "Elektrische Beleuchtung" (8. Band der Reihe "Repetitorien der Elektrotechnik") von Berthold Monasch. Dort werden auf S. 110 anhand einer Studie von 1892 für Kohlefadenglühlampen 1,72..3,32 W / HK (Hefnerkerze) angegeben. Für Osmiumglühlampen, die zu dieser Zeit (wohlgemerkt 1906) allerdings nur für niedrigere Spannungen deutlich unterhalb der Netzspannung handelsüblich waren, wird auf S. 114 ein Bestwert von 0,67 W / HK angegeben.Uatu hat geschrieben: ↑25.07.2018, 00:02Ich würde mich allerdings ohne eine unabhängige Bestätigung weder auf diese Angabe, noch darauf, dass sie für deutlich höhere Werte linear skalierbar ist, verlassen. Erfahrungsgemäss kann die saubere Umrechnung von historischen Einheiten manchmal erstaunlich aufwändig sein.
Der Stand 1914 ist umfassend in dem ebenfalls bei archive.org verfügbaren Buch "Die Fabrikation und Eigenschaften der Metalldrahtlampen" von Noe Lazar Müller beschrieben. Dort ist auf S. 164 die folgende Tabelle zum seinerzeitigen Stand der Technik enthalten:
Ungefähr zu dieser Zeit (1914) kam der Begriff der "Halbwattlampe" auf, der die fortgeschrittensten Glühlampen mit 0,5 W / HK bezeichnete. Eine ausführliche Erläuterung findet sich in dem Artikel "Die Osram-Halbwattlampe" von H. Remané. Dort wird auch ganz konkret eine im Handel befindliche 1000-HK-Glühlampe mit 500 W Leistungsverbrauch genannt.
Sehr viel besser scheint die Lichtausbeute bei Glühlampen (ausser für Spezialanwendungen) danach trotz verschiedener Weiterentwicklungen wie der Doppelwendel nicht mehr geworden zu sein. Bis heute sind für klassische Glühlampen Werte von 0,5..1 W / HK üblich, wobei der Wert bei niedrigen Leistungen eher zur oberen, und bei hohen Leistungen eher zur unteren Grenze tendiert.
Der von mir oben zitierte, in Wikipedia angegebene Wert von 18 W / 100 HK (0,18 W / HK) ist für (handelsübliche) Glühlampen eindeutig falsch. Evtl. ist der Wert auf folgende Weise zustande gekommen: Im englischsprachigen Wikipedia-Eintrag der Einheit Candela ist für eine 25-W-Kompaktleuchtstofflampe eine (realistische) Lichtstärke von 135 cd angegeben. Rechnet man den Wert auf 100 cd um, ergibt sich dafür ca. 18,5 W Leistungsverbrauch. Das passt zwar nicht mehr ganz, wenn man den Wert vorher von cd in HK umrechnet, aber vielleicht hat der/die Betreffende sich diese Mühe nicht gemacht. Diese ca. 18 W sind aber eben der Wert für Kompaktleuchtstofflampen, und nicht für Glühlampen.
Zur Umrechnung zwischen Hefnerkerzen und Candela sei angemerkt, dass der Umrechnungsfaktor von der Farbtemperatur abhängt. Der üblicherweise angegebene Wert von 1 HK = 0,903 cd gilt nur bei einer ganz bestimmten Farbtemperatur um 2000 K (für den genauen Wert habe ich widersprüchliche Angaben gesehen, und mir fehlt die Zeit, das zu klären).
Zusammengefasst dürfte im betrachteten Szenario 1924 der Leistungsverbrauch einer 1000-HK-Glühlampe im Bereich von 500..1000 W gelegen haben.
Es scheint tatsächlich zwei Willys gegeben zu haben. Ich habe noch einmal den damals nicht veröffentlichen Auszug aus dem Kirchenregister (dort sind die Taufen gesammelt) herausgesucht, und dort findet sich folgender Eintrag vom Jahr 1890:
Die Spalten sind:Lfd-Nr.,Geburtstag, Taufdatum, Name des Vaters, Name der Mutter, Name des Täuflings, Name der Gevattern, Name des Täufers.
Der "Wismar-Willy" heißt also mit vollem Namen "Willy Karl August", ganz im Gegenteil zu dem "Stralsund-Willy" der mit vollem Namen offensichtlich "Willy Johannes Hendricus" hieß.
Vielleicht war ich mit dem "Wismar-Willy" auch auf einer falschen Spur? Das versuche ich noch einmal nachzuvollziehen.
Die Spalten sind:Lfd-Nr.,Geburtstag, Taufdatum, Name des Vaters, Name der Mutter, Name des Täuflings, Name der Gevattern, Name des Täufers.
Der "Wismar-Willy" heißt also mit vollem Namen "Willy Karl August", ganz im Gegenteil zu dem "Stralsund-Willy" der mit vollem Namen offensichtlich "Willy Johannes Hendricus" hieß.
Vielleicht war ich mit dem "Wismar-Willy" auch auf einer falschen Spur? Das versuche ich noch einmal nachzuvollziehen.
Offensichtlich habe ich mich dazu verleiten lassen, den "Stralsund-Willi" als eine Finte des "Wismar-Willys" anzusehen. Tatsächlich war es grade anders herum. Der "Wismar-Willy" ist offensichtlich nur zufällig in der Geschichte aufgetaucht, weil ich über diesen genealogische Daten gefunden habe (in etwa wie der Betrunkene, der unter der Laterne sucht
).
Wenn man mal auf den Prozess in München gegen Hans Unruh zurückgeht, findet man dort ein paar Angaben zu Hans Unruh: Also Geburtsdatum ebenso wie der "Stralsund-Willy" am 12.05.1890. Bei den Zitaten aus dem Buch von Franz Tausend hat sich offensichtlich ein kleiner Fehler eingeschlichen. Ich schrieb dort:
"Hans Unruh wurde am 12.04.1890 in Stralsund geboren".
Das ist entweder ein Übertragungsfehler von mir oder von Franz Tausend gewesen, weil - wie gesagt - seine Quelle die Münchner Prozessakten waren und da steht eindeutig 12.05 drin.
Bei der weiteren Suche habe ich dann noch im Adressbuch von Berlin aus dem Jahre 1937 beide Unruhes finden können:
Da taucht dann ein Hans Ludwig Unruh auf, mit zwei Einträgen, einmal als Ingenieur und einmal als Besitzer einer Wechselstube (!), beide unter gleicher Adresse.
Schade nur, dass es keine weiterführenden genealogischen Daten zum "Stralsund-Willy" gibt.
Edit: Fällt mir grade noch auf, dass die hier angegebene Adresse "Leibnitzstr. 21" identisch ist mit der Adresse in der Todesnachricht (lt. Google Earth ein Mehrparteienhaus, also nichts "Herrschaftliches")

Wenn man mal auf den Prozess in München gegen Hans Unruh zurückgeht, findet man dort ein paar Angaben zu Hans Unruh: Also Geburtsdatum ebenso wie der "Stralsund-Willy" am 12.05.1890. Bei den Zitaten aus dem Buch von Franz Tausend hat sich offensichtlich ein kleiner Fehler eingeschlichen. Ich schrieb dort:
"Hans Unruh wurde am 12.04.1890 in Stralsund geboren".
Das ist entweder ein Übertragungsfehler von mir oder von Franz Tausend gewesen, weil - wie gesagt - seine Quelle die Münchner Prozessakten waren und da steht eindeutig 12.05 drin.
Bei der weiteren Suche habe ich dann noch im Adressbuch von Berlin aus dem Jahre 1937 beide Unruhes finden können:
Da taucht dann ein Hans Ludwig Unruh auf, mit zwei Einträgen, einmal als Ingenieur und einmal als Besitzer einer Wechselstube (!), beide unter gleicher Adresse.
Schade nur, dass es keine weiterführenden genealogischen Daten zum "Stralsund-Willy" gibt.
Edit: Fällt mir grade noch auf, dass die hier angegebene Adresse "Leibnitzstr. 21" identisch ist mit der Adresse in der Todesnachricht (lt. Google Earth ein Mehrparteienhaus, also nichts "Herrschaftliches")
Servus Rudi,
laut der obenstehenden Anklageschrift hieß Hans Unruhs Mutter "Märte" das passt leider wieder nirgends dazu.
Geburtsdatum und -Ort sind identisch mit den Daten vom "Stralsund-Willy". Das unterstützt die Zwillings-Theorie.
Was Willy von Unruhs letzte Adresse betrifft, so wird er später nicht mehr fürstlich residiert haben, siehe unten.
1937 war er also noch auf freiem Fuß...
Ecki
Reichsanzeiger 1927 [11612]
Das Konkursverfahren über das Vermögen des Willy von Unruh in Berlin-Wilmersdorf, Brandenburgische Straße 18, ist mangels Masse eingestellt.
Charlottenburg, den 28. April 1927.
Der Gerichtsschreiber des Amtsgerichts, Abt. 40. Charlottenburg.
laut der obenstehenden Anklageschrift hieß Hans Unruhs Mutter "Märte" das passt leider wieder nirgends dazu.
Geburtsdatum und -Ort sind identisch mit den Daten vom "Stralsund-Willy". Das unterstützt die Zwillings-Theorie.
Was Willy von Unruhs letzte Adresse betrifft, so wird er später nicht mehr fürstlich residiert haben, siehe unten.
1937 war er also noch auf freiem Fuß...
Ecki
Reichsanzeiger 1927 [11612]
Das Konkursverfahren über das Vermögen des Willy von Unruh in Berlin-Wilmersdorf, Brandenburgische Straße 18, ist mangels Masse eingestellt.
Charlottenburg, den 28. April 1927.
Der Gerichtsschreiber des Amtsgerichts, Abt. 40. Charlottenburg.
Stimmt, lt. dem Bild der Hochzeitsgesellschaft sollte die Mutter der Braut "Pauline" heißen (vorausgesetzt, die Braut war eine Schwester von Willy, wovon ich ausgehe). Wieviele Willy Unruhs hat es denn damals gegeben

So, wie sich das anhört, hat Willy Unruh dem Alfred Kohn die Schutzrechte für sein Gebrauchsmuster für 6800Mk verkauft. Dieser hat dann dieses Schutzrecht als Kapital in die Fa. Hapiko eingebracht.
Das passt recht gut zu der Vermutung, dass sein Stromerzeuger von einem Sender gespeist wurde: https://archive.is/ilxhL
Das ist meine persönliche Meinung dazu. Basierend auf einer nach bestem Wissen und Gewissen recherchierten Faktenlage.
Das passt recht gut zu der Vermutung, dass sein Stromerzeuger Magnetstromapparat von einem Sender gespeist wurde: https://archive.is/ilxhL

Ecki hat geschrieben: ↑05.08.2018, 15:50Über die angesprochene Vorführung im November oder Dezember 1920 konnte ich in der "European Library" seltsamerweise nichts finden.
Hierzu findet man einiges in amerikanischen oder englischen Zeitungsarchiven.
Es lief immer auf das Gleiche hinaus: Die Präsentation war ein grosser Erfolg, Willy war anschliessend untergetaucht und Zweifel wurden laut.
Daß er wirklich kurz darauf schon im Gefängnis saß, halte ich jetzt für eher unwahrscheinlich; der Erfinder wollte oder sollte ja das Gutachten von der
Physikalisch-Technischen Reichsanstalt erbringen, welches mit Spannung erwartet wurde.
Aus dem Artikel der New York Times geht hervor, dass Willy Ende 1920 tatsächlich schon im Gefängnis saß.
Zuletzt geändert von Rudi am 06.08.2018, 13:48, insgesamt 1-mal geändert.
Sorry, bei der Masse an Gerätschaften die inzwischen unter die Leute gebracht wurden, da kommt man so langsam ins Schleudern.Stromerzeuger Magnetstromapparat

Das ist meine persönliche Meinung dazu. Basierend auf einer nach bestem Wissen und Gewissen recherchierten Faktenlage.
Servus Rudi,

Der Franzose verweist zur Einleitung seines Artikels auf den "Daily Chronicle", und dieser schreibt fast das Gleiche wie die "New York Times".
Ich bin ziemlich überzeugt, das war eine Ente, und einige ausländische Zeitungen hatten erst mal hämisch abgeschrieben.
Aber Du hast Recht, wir sollten dieses Thema nicht zu kurz kommen lassen.
Daher habe ich gestern nochmal ganz intensiv die "European Library" nach den Jahren 1920-22 durchsucht.
Erfolgreich sogar: Einen Artikel vom "Berliner Tageblatt" vom 21.07.1921 habe ich noch gefunden, und der ist sogar nicht mal uninteressant.
Ich muss ihn noch aufhübschen, daher schafft er es erst morgen Abend in den Unruh Thread.
Es wird in dem Artikel viel am Unruh'schen Apparat gezweifelt, aber es gibt keinen Hinweis auf einen Gefängnisaufenthalt des Herrn Unruh.
In keinem Bericht oder Kommentar zur Verhandlung 1924-25 wird eine vorhergehende Inhaftierung angesprochen, nur die anzurechnende U-Haft von 15 Monaten,
und das würde zur Festnahme Ende 1922 passen.
Für eine vorherige Haft spricht aus meiner Sicht nur ein amerikanischer Zeitungsartikel, sehr viel mehr spricht aber dagegen.
Ich gehe dabei auch von meinem Bauchgefühl aus, daher bleibt die Frage natürlich noch offen...
Ecki
den hab ich gelesen, dazu einen weiteren vom "Daily Chronicle" und einen französischen vom "L' Impartial", mittels Google Übersetzer.Aus dem Artikel der New York Times geht hervor, dass Willy Ende 1920 tatsächlich schon im Gefängnis saß.

Der Franzose verweist zur Einleitung seines Artikels auf den "Daily Chronicle", und dieser schreibt fast das Gleiche wie die "New York Times".
Ich bin ziemlich überzeugt, das war eine Ente, und einige ausländische Zeitungen hatten erst mal hämisch abgeschrieben.
Aber Du hast Recht, wir sollten dieses Thema nicht zu kurz kommen lassen.
Daher habe ich gestern nochmal ganz intensiv die "European Library" nach den Jahren 1920-22 durchsucht.
Erfolgreich sogar: Einen Artikel vom "Berliner Tageblatt" vom 21.07.1921 habe ich noch gefunden, und der ist sogar nicht mal uninteressant.
Ich muss ihn noch aufhübschen, daher schafft er es erst morgen Abend in den Unruh Thread.
Es wird in dem Artikel viel am Unruh'schen Apparat gezweifelt, aber es gibt keinen Hinweis auf einen Gefängnisaufenthalt des Herrn Unruh.
In keinem Bericht oder Kommentar zur Verhandlung 1924-25 wird eine vorhergehende Inhaftierung angesprochen, nur die anzurechnende U-Haft von 15 Monaten,
und das würde zur Festnahme Ende 1922 passen.
Für eine vorherige Haft spricht aus meiner Sicht nur ein amerikanischer Zeitungsartikel, sehr viel mehr spricht aber dagegen.
Ich gehe dabei auch von meinem Bauchgefühl aus, daher bleibt die Frage natürlich noch offen...
Ecki
Der obige Zeitungsartikel macht deutlich, dass Du Dir dabei viel Arbeit machst. Ich danke Dir sehr, dass Du dies tust, und auch noch mit uns teilst. Das Forum wird noch ein richtiges Geschichtsforum
.
Das kommt aus dem BIOS-Bericht, Gutachten von Schumann:

Ecki hat geschrieben: ↑08.08.2018, 20:27Es gab jedoch anscheinend zwei Schaltungsvariationen des Stromerzeugers:
Eine zur "Stromvermehrung", vermutlich irgendwie parallel geschaltet,
und eine zur Spannungserhöhung, dann wohl Reihenschaltung der einzelnen "Etagen".
Die Weisheit habe ich aus dem Coler Thread, ich weiß nur leider nicht mehr die Stelle.
Das kommt aus dem BIOS-Bericht, Gutachten von Schumann: