ich bin hier ganz neu und möchte mich zuerst sehr kurz vorstellen:
Im Forum werde ich mich „Ecki“ nennen, beruflich bin ich mit Elektrotechnik beschäftigt und aus Berufung sozusagen „Coler - Suchender“.
Die Suche nach dem „Stromerzeuger“ treibt mich mit Pausen seit 10 Jahren, und ich mache ab und zu wirklich Fortschritte, glaube ich.
Auch scheint die Coler- oder Unruh- Geschichte immer mehr zu einem regelrechten Wirtschaftskrimi auszuarten, so dass sie sogar dem "frei-energetisch Ungläubigen" interessanten Lesestoff bieten könnte.
Daher verspüre ich jetzt den Drang, meine zum Thema gesammelten Informationen und Überlegungen in diesem Thread zu verewigen.
Vor einigen Jahren tauchte im damaligen Forum „Energie der Zukunft“ ein immer länger werdender Thread zum Thema "Hans Coler"
von einem Mitglied namens Wanninger auf, den ich mit Begeisterung verfolgt habe, ich konnte die nächste "Folge" kaum erwarten.
Diesen Thread gibt es wieder hier in diesem Forum, gleich nebenan.
Darin findet sich unter Anderem, dass ein gewisser Willi oder Willy Unruh (Titel „von“ ist umstritten) hinter allem zu stecken scheint.
Und dass Kapitän Coler höchstwahrscheinlich weder der Erfinder des Stromerzeugers war, noch Seemann, sondern Hauptmann a.D.,
falsch übersetzt aus dem Englischen.
Zwischenbemerkung zu Coler, der gehört ja nicht hierher, oder doch?
Habe über Hans Coler eher zufällig herausgefunden, dass er nach 1919 an einer Dolmetscherschule in Berlin lehrte.
Vorher, 1918, hat er noch als Hauptmann während der Novemberrevolution bei den Soldatenräten sehr auffällig mitgemischt und war dort
Dezernent für Flug- und Nachrichtenwesen, angeblich in der „Funkenstation“ in Berlin.
Falls daran Interesse besteht: Bitte z.B. hier nachlesen, bzw. entsprechend googeln:
http://www.novemberrevolution1918.de/1918
Jetzt aber zum Namensgeber dieses Threads.
Ich habe in den letzten Jahren zuweilen intensiv nach diesem Herrn von Unruh im Internet gesucht, mit den möglichen Variationen seines Namens.
Nach alledem, was ich gelesen habe, möchte ich die Namensversion „Willy von Unruh“ wählen.
Bei „Willy“ bin ich mir sehr sicher, beim „von“ gar nicht, aber das will ich ihm gönnen, Punkt.
Meine letzte Errungenschaft hatte ich vor ca. 3 Monaten, als ich auf das Archiv http://www.theeuropeanlibrary.org/ gestoßen bin.
Dieses ruht zwar inzwischen, hat aber schon viele Hamburger und Berliner Zeitungen archiviert und digitalisiert.
Hier konnte ich einiges über Willy von Unruh finden, im Zeitraum von 1911 bis 1932.
Auch über diverse Firmen, deren Teilhaber er war, gibt es bemerkenswerte Meldungen. Allerdings nur bis 1920.
Ende 1920 gab er eine große Präsentation seines Stromerzeugers vor Wissenschaftlern, Investoren und Journalisten:
Mehrere Stunden lang wurden vielfach bezeugt 5 Glühlampen zu je 1000 Watt betrieben,
gespeist aus einem großen Holzkasten, garantiert und geprüft gänzlich ohne Zuleitung.
Mehr dazu findet sich im Coler Thread von Rudi Wanninger.
Von da an ging es mit Willy steil bergab.
Im Coler Thread steckt viel Information über die Zeit, da Willy von Unruh schon im Gefängnis saß.
Der Unruh Thread kann jetzt einiges über die Zeit von 1921 – 1925 dazu liefern, also wie Willy in den Knast gekommen ist.
Beginnen möchte mit der Vorgeschichte von 1920 an bis hin zum großen Prozess im Mai 1924,
darauf kommt zu jedem Tag des 10- tägigen Prozesses eine ausgiebige Zeitungsmeldung.
Weiter geht es einige Tage im Januar 1925, ein zum Teil gewonnener Berufungsprozess. Das endgültige Urteil folgt schließlich.
Wenn danach noch jemand anwesend ist, kümmern wir uns um das Kleingedruckte von 1911 bis 1920.
Und soviel sei versprochen, hier wird es dann auch technisch ein wenig interessant.
Zuerst allerdings eine traurige Meldung, sie wurde Ende 2015 vom „Regionale Kultur und Zeitgeschichte Hameln e.V.“ veröffentlicht,
es hat mich damals schon etwas erwischt.
http://www.geschichte-hameln.de/gedenkb ... &eidi=1715
Warum und wann er zuletzt in Haft kam, darüber konnte ich leider bisher nichts herausfinden.
Interessant daran ist, dass sein zweiter Vorname "Johannes" war, Hinweis:
Im Coler Thread stellt sich u.A. die Frage nach einem ominösen Zwillingsbruder "Hans Unruh".
Im Internet war ebenfalls 2015 kurzzeitig ein Familienfoto von einer Hochzeit anno 1930 zu finden, auf dem unter den Angehörigen ein Willy Unruh abgelichtet war,
mit Angabe von Platz und Reihe und dem Zusatz „seit 1944 vermisst“.
Ich möchte nicht das ganze Foto hier bringen, aber einen Bildausschnitt mit diesem Willy Unruh, alles jedoch ohne Gewähr.
Nun soll es zurückgehen ins Jahr 1920, ich will zum Auftakt der Berichterstattung einen etwas bissigen Kommentar aus den Hamburger Nachrichten
vom 29.12.1920 (also kurz nach der Präsentation des Stromerzeugers) einfügen:
Vorher möchte ich mich für heute verabschieden,
Fortsetzung kommt demnächst.
Ecki
Hamburger Nachrichten 29.12.1920
und die Erfindung Willi von Unruhs.
des englischen Forschers Rutherford, nach welcher bei der Spaltung von Elementen Energie frei wird, praktisch verwertbar gemacht habe.
Unruh betreibe bereits eine Lichtanlage durch seine Einrichtung.
Die Folgen einer solchen praktischen Ausnutzung der in den Atomen gebundenen Energienwürde ganz unabsehbar sein.
So ist beispielsweise ausgerechnet worden, dass,wenn man die Energie von I Kilo Kohle durch Atomzerlegung gewinnen würde,
man mit ihr einen Ozeandampfer von 50 000 PS 10 Jahre lang ununterbrochen betreiben könnte.
Es braucht aber gar keine Kohle zu sein, sondern jeder beliebige andere Körper gibt gewaltige Energiemengen bei seiner Atomzerlegung fast kostenlos heraus.
Die Frage ist nur, ob es Unruh gelungen ist, dieses Problem zu lösen.
Um darüber ein Urteil zu gewinnen, muss man sich das ganze Vorgehen Willi von Unruhs vergegenwärtigen.
Zunächst sei nur nebenher erwähnt, dass der Erfinder sich vor etwa 2 Jahren noch „Willi Unruh" nannte,
also damals auf das Adelsprädikat keinen Wert gelegt zu haben scheint.
Willi Unruh hat schon vor 2 Jahren 50 000 M. Darlehn aufzunehmen versucht, um dieselbe Erfindung entsprechend verwerten zu können.
Schon damals, als die Rutherford'sche Entdeckung weder gemacht noch bekannt war, brannten die Lampen des Herrn Unruh
und wurden angeblichvon einem Apparat gespeist, der in einem besonderen Raume aufgestellt war und nicht beobachtet werden konnte.
Unruh gab damals die Erklärung ab, es würde Strom in den Kupferplatten induziert und dann transformiert.
Diese Erklärung von vor 2 Jahren enthielt also noch nichts von der Atomzerlegung, sondern eine Erklärung, die ganz unmöglich zutreffen konnte,
wie jeder Elektriker bestätigen wird.
Damals suchte Unruh die ihm entgegengehaltenen Gegengründe zu entkräften, indem er darauf hinwies, dass seine Kritiker die Naturgesetze falsch auffassten.
Er hatte sich notarielle Urkunden über die Brenndauer der Lampen ausstellen lassen. Diese Urkunden enthielten über eine Zuleitung von Strom nichts.
Hätte nun Unruh schon damals einen Fachmann, etwa einen Dozenten einer technischen Hochschule unter Diskretion hinzugezogen,
und diesen alle Einzelheiten untersuchen lassen, so hätte sich Unruh sicherlich schützen können vor dem Verdacht,
dass der Strom einer geheimen Akkumulatorenbatterie entnommen wurde.
Aber schon damals trieb Unruh Geheimniskrämerei, die ganz sinnlos war.
War ihm wirklich etwas grundlegendes Neues gelungen und hatte er die Patentanmeldung besorgt, so konnte er seine Erfindung ruhig der Oeffentlichkeit übergeben und wenn er das nicht wollte, wenigstens eine Gruppe von Fachleuten hinzuziehen, die ihm bescheinigten, dass seine Sache einwandfrei war,
wenn auch noch der Durchbildung bedürfe.
Das schwerwiegendste ist aber, dass Unruh erst 2 Jahre später, nachdem Rutherford seine Entdeckung gemacht hatte,
dessen neue Theorie seiner alten Erfindung unterschob. Das ist das Entscheidende.
Er hat trotz der Mitteilsamkeit seiner Propagandamitarbeiter nicht verkündet, dass er gegenüber seiner früheren Erfindung eine neue gemacht habe,
sondern er hat einen auf einem ganz anderen Gebiete liegenden Grund für die Brauchbarkeitseiner Energieerzeugung plötzlich herangezogen,
ohne seine alte Theorie ausdrücklich fallengelassen zu haben.
Hierüber muss sich Unruh selbst aussprechen, wenn er keinen falschen Verdacht aufkommen lassen will.
Es muss weiterhin festgestellt werden, wie es möglich sein soll, dass, selbst wenn Unruh heute die Atomzertrümmerung als Ausgangspunkt für seine Energieerzeugung gewählt haben sollte, er unter einem Kasten die Energieumwandlung in hochgespannten elekirischen Strom vornehmen will.
Bei dem Atomzerfall entsteht Wärme, aber noch kein hochgespannter elektrischer Strom und ausserdem erfordert die Zertrümmerung der Atome
eine besondere Anlage und auch einen gewissen Aufwand.
Die Umwandlung von Wärme in elektrischen Strom geschieht heute etwa durch eine Dampfanlagein Verbindung mit einer Dynamomaschine.
Unruh will auch dieses alles unter dem einen Kasten bewirken.
Er müsste also mehrere ganz gewaltige Erfindungen auf einmal gemacht haben, und zwar kurz nach der Entdeckung Rutherford?
Das ist so unwahrscheinlich, dass Unruh schon etwas deutlicher sein muss, wenn wir ihm das glauben sollen.
Unruh lässt nun in der Presse verbreiten, dass er genötigt sei, die Geheimnisse seines Kastens zu wahren. Warum?
Die Schutzrechte sind angeblich angemeldet. Er ist also gedeckt.
Es kann vorkommen, dass man Erfindungen rein konstruktiver Art bis zur vollständigen marktfähigen Durchführung geheim hält, und zwar deshalb,
weil eine Konkurrenzfirma leicht durch eine Umgehung auf andere Weise zum Ziele kommen könnte,
wenn sie rechtzeitig von dem Vorhaben des Betreffenden erfährt.
Bei einer Erfindung wie dieser, wenn sie wirklich gemacht wäre kann derartiges gar nicht befürchtet werden.
Wenn Unruh heute der Welt eine solche Erfindung wirklich offen vorlegt, also nachweist, dass in jedem Stoffe, in jedem Schmutzhaufen der Strasse
Millionen von Wärmeeinheiten und ungeheure Arbeitsfähigkeiten stecken, die man ohne weiteres nutzbar machen kann,
so würden wir alle einem solchen Beglücker der Menschheit aufs dankbarste zu Füssen liegen.
Er wäre der Erlöser der Menschheit und insbesondere Deutschlands aus den drückendsten wirtschaftlichen Fesseln.
Der Vertrag von Versailles, der uns so niederdrückt, störte uns nicht mehr. Wir könnten jede, aber auch jede Leistung vollbringen.
Mit der Lösung eines solchen Problems würde Deutschland mit einem Schlage ein reiches Volk. Was hätte Unruh zu befürchten?
Jeder Deutsche, wie wohl jeder Mensch, ob deutsch oder nicht, würde diesen Mann, diesen Beglücker der Menschheit schützen,
er braucht sich um seinen Wohlstand zu allerletzt zu sorgen. Was tut aber Unruh?
Er schickt telegraphische Meldungen an die Presse, inspiriert diesen und jenen Schriftsteller, sich mit seiner Erfindung zu beschäftigen
und verschanzt sich hinter seinen geheimnisvollen Kasten und läßt uns alle im Dunkeln, trotzdem er weiss, dass jede Stunde kostbar ist.
Würde man seine Sache ernst nehmen, wäre man verpflichtet, sofort die Schritte zu tun,
um gegebenenfalls zwangsweise diese Erfindung der Allgemeinheit nutzbar zu machen.
Aber leider kann man bei einiger kritischer Veranlagung nicht an diese Erfindung glauben.
Unruh mag, wenn er den Verdacht, seine Mitmenschen irre zu führen, verhindern will, einwandfrei den Beweis der Wirklichkeit seiner Erfindung beibringen.
Was bisher bekannt wurde, bewies das Gegenteil davon.
http://www.theeuropeanlibrary.org/tel4/ ... =1920-1929